»Bei der HACKademy gibt es interessante Cases, nette Leute und guten Input von erfahrenen Coaches. Ich würde jederzeit wieder daran teilnehmen!«

Nadia, HACKademy-Teilnehmerin

Bei der Open Health HACKademy entwickeln interdisziplinäre Teams mit Studierenden unterschiedlicher Fachrichtungen, Menschen mit Behinderung und Makern gemeinsam Open-Source-Hilfsmittel, sogenannte Careables. Denn vielen Menschen mit Behinderung fehlt es an jenen Hilfsmitteln, die sie zum Leben und Arbeiten brauchen.

Begleitet und unterstützt werden die Entwicklerteams von erfahrenen Mentor*innen aus den Bereichen Electronic Prototyping, Coding, Digital Fabrication und Design Thinking.

Aktuelle Informationen und die Anmeldung zur nächsten Open Health HACKademy gibt es unter:

https://matchmymaker.de/open-health-hackademy-4/






 
Die Open Health HACKademy wird im Rahmen der Projekte Match My Maker und Careables von den gemeinnützigen Organisationen be able e.V. und Prototypes / Agile Heap e.V. veranstaltet.

Kooperationspartner sind unter anderem die Beuth Hochschule für Technik, TU Berlin mit dem Lehrstuhl Arbeitslehre und die D.School / Hasso-Plattner-Institut Potsdam.

Die Cases/Designherausforderungen um die sich die letzte HACKademy drehte

Case - Fußfahrrad - mit Sven Kocar

Sven beschreibt sich als optimistischen Realisten und ein großer Wunsch von ihm ist es, Fahrrad zu fahren. Im Kindergarten und der Grundschule ist er schon mal gefahren. Allerdings auf einem hohen, hässlichen Behinderten-Fahrrad. Das war alles andere als optimal. Aus diesem Grund möchte er nun ein Liegerad fahren. Hierfür benötigt er ein paar behinderungsbedingte Anpassungen. Die größte Herausforderung ist es, das Bremsen mit den Füßen zu ermöglichen. Auf Grund seiner Spastik macht er vieles mit den Füßen - z.B. essen und fotografieren. Bei einer Spastik liegt eine Schädigung im zentralen Nervensystem vor, die zu einer beeinträchtigten Feinabstimmung zwischen Muskelanspannung und Muskelentspannung führt. Bei Sven ist es so, dass er mehr Feinmotorik in den Füßen als in den Händen hat. Normalerweise ist Sven mit seinem roten Rollstuhl unter anderem als selbstständiger Inklusionsberater und Fußfotograf in Berlin unterwegs. Nun möchte er zu Gunsten seiner Fitness und Gesundheit zusätzlich die Möglichkeit haben, Fahrrad zu fahren.

Case - E-Scooter für Rollstuhlfahrer*innen - mit Adina Hermann

Adina liebt das Reisen. Zusammen mit ihrem Mann Timo erkundet sie gern die Welt. Gemeinsam berichten sie von ihren Reise-Abenteuern mit Rollstuhl auf ihrem Blog www.mobilista.eu. Bei einem Spaziergang mit ihrem Schwager, der ebenfalls Rollstuhlfahrer ist, hat der neue E-Scooter-Trend sie neugierig gemacht: Was wäre, wenn man die praktischen kleinen Flitzer auch als Zusatzantrieb für den Rollstuhl nutzen könnte? Man wäre viel mobiler, freier und könnte sich je nach Bedarf einfach zusätzliche Power besorgen. Auch der Fun-Faktor schien verlockend. Durch ihre Arbeit als Grafik-Designerin beim Sozialhelden e.V. weiß sie, bei solchen Projekten gilt: „Einfach mal machen!“ So schwang ihr Schwager Markus sich schnell zur Probe auf einen der vielen Leih-E-Scooter in Berlin. Die Idee war geboren! Adina möchte nun, im Rahmen der HACKademy, mit findigen Tüftler*innenn eine Lösung entwickeln, um Rollstühle am E-Scooter zu sichern und so eine spaßige und sichere Fahrt möglich zu machen.

Case - Rolli Joystick - mit Jonas Morgenroth

Jonas ist Ingenieur und geht Herausforderungen mit unternehmerischem Geist, Pragmatismus und Neugierde an. Seit frühester Kindheit fährt er einen Elektrorollstuhl. Das Thema Rollstuhl interessiert ihn jedoch nicht nur aus Nutzer-, sondern auch aus Entwicklersicht. Im Rahmen der HACKademy will Jonas sich konkret mit Rollstuhlbedienelementen befassen. Er fragt sich warum diese eigentlich so unergonomisch und starr sind und ob sie nicht so modifiziert werden könnten, dass sie sich an die Voraussetzungen verschiedener Hände und Nutzungen anpassen lassen. Jonas wünscht sich einen Joystick der intuitiv und auch mal blind (z.B. unter Tischen) bedient werden kann. Sein Ausgangspunkt ist ein Joystick ähnlich einem Gamepad. Mit mehr Knöpfen an verschiedenen Positionen, einem ergonomischen Griff und eine Halterung, die mehr Flexibilität bietet.

Interview

Call for Cases/Designherausforderungen gesucht!

Wir suchen noch weitere Herausforderungen, für die Lösungen bei einer kommenden HACKademy entwickelt werden könnten! Schreibt uns eure Ideen unter Hackademy@be-able.info!


Cases der ersten Hackademy

Die erste Open Health HACKademy hat vom 1.-17. März 2019 im FabLab machBar in Potsdam stattgefunden.

Case "Eisbrecher"

Thomas, 29 Jahre alt, ist ein tauber Interface-Design-Student. Deutsche Gebärdensprache ist seine Muttersprache. Er lebt sehr gerne in der tauben Welt, allerdings sucht er auch Austausch mit Hörenden, zum Beispiel wenn er Netzwerkveranstaltungen besuchen will, um Menschen kennen zu lernen und beruflich voranzukommen. Diese sind für ihn Herausforderungen, denn Smalltalks kosten ihn Überwindung. Um Andere anzusprechen, lässt er das Getippte auf seinem Smartphone anzeigen und ist darauf angewiesen, dass die Gegenseite ebenso kommuniziert. Dabei entfällt der Blickkontakt und das Tippen der Nachrichten erfordert mehr Konzentration als Sprechen oder Gestikulieren. Vielen Hörenden ist diese Art der Kommunikation leider zu ungewohnt und anstrengend.


Diese Alltagsherausforderungen macht er nun zum Thema seiner BA-Arbeit. Wir wollen gemeinsam mit ihm ein „Interface Design für die Überwindung von Schwellenängsten zwischen tauben und hörenden Menschen“ entwickeln.

Rauskommen soll ein “cooles” Objekt, das als Eisbrecher zwischen Tauben und hörenden Menschen fungiert, das hilft sich auf angenehme Weise auszutauschen und dabei Blickkontakt zu halten. Experimentiert werden kann mit allem, was Emotionen transportiert, Sprache umwandeln und sichtbar machen kann, wie z.B. Gebärdensprache- oder Spracherkennungssoftware, Displays, Lautsprecher usw.


Case "Belly Button"

Laura ist 21 Jahre alt und lebt mit persönlicher Assistenz. Sie selbst ist die Arbeitgeberin und somit auch für die Einarbeitung ihrer Mitarbeiter*innen selbst verantwortlich.

Unterstützend wird Laura durch einen direkten Zugang zum Magen (Button) ernährt. Dieser „Button“ ist eine Art Anschlussventil für ein System der künstlichen Ernährung. Er muss regelmäßig gewechselt werden. Das Ganze ist keine große Sache. Viele, vor allem neue Mitarbeiter*innen, haben trotzdem Respekt davor. Verständlich! Gemeinsam mit Laura möchten wir einen Dummy entwickeln, an welchem die persönlichen Assistent*innen das Wechseln eines Buttons erlernen und trainieren können.

Eine Lösung würde nicht nur Laura helfen, sondern auch die häusliche Pflege schwerst-mehrfach behinderter Kinder und Erwachsener unterstützen, die auf künstliche Ernährung angewiesen sind und mit dem Button oder einer Gastrotube arbeiten. So könnten die Familien und Angehörigen den Wechsel selbst vornehmen. Gerade viele Eltern haben Respekt davor, deshalb wäre ein Dummy äußerst hilfreich.

Lauras Blog:
https://projektlebenaktiv.com

Case "Vorlesegerät"

Rosemaria ist 83 Jahre alt und trotz ihres fortgeschrittenen Alters noch sehr aktiv. Allerdings wurde bei ihr mit 74 Jahren eine Makuladegeneration diagnostiziert. Bei dieser, sich oft im Alter entwickelnden Erkrankung, verringert sich das Gesichtsfeld der betroffenen Personen und damit die Lesefähigkeit. Das Lesen, insbesondere von Arzt- oder Behördenbriefen wird somit zu einer großen Herausforderung. Spezielle Lesegeräte oder Lupen, die als Hilfsmittel verwendet werden können, sind leider mit hohen Anschaffungskosten verbunden.

Daher begann ihr Enkel Kai im Rahmen seines Informatikstudiums mit der Entwicklung eines Vorlesegerätes, das Rosemaria im Alltag unterstützen soll. Ziel ist es ein Hilfsmittel zu entwickeln, das sowohl kostensparend, als auch einfach zu bedienen sein sollte. Darüber hinaus soll es als Open-Hardware-Produkt entwickelt werden, um so auch anderen Menschen in ähnlichen Situationen zur Verfügung zu stehen.

Case "LazyEye"

Viele Menschen (rund 400 Millionen) verwenden jeweils nur ein Auge. Das Auge, das nicht benutzt wird, fällt auf eine Seite - was häufig als "Lazy Eye" bezeichnet wird. Das raubt Betroffenen die Tiefenwahrnehmung und oft auch ein gewisses Maß an Selbstwertgefühl. Es ist ein neurologisches Problem.
Normalerweise lernen wir schon als Babys die Eingaben jedes einzelnen Auges zu einem einzigen geistigen Bild zusammenzufügen. Wenn das Gehirn des Babys von jedem Auge Signale erhält, die so unterschiedlich sind, dass es sie nicht richtig zusammenführen kann (z. B. wenn ein Auge viel stärker / schwächer als das andere ist), unterdrückt das Gehirn ein Auge.
Ben Senior, der Case Provider ist Erfinder, Problemlöser und genereller Fragensteller. Sein Hintergrund sind Informatik, interdisziplinäre Forschung, Software-Engineering und Konstruktion. Sein Sohn hat ein “Lazy Eye”. Deshalb hat Ben begonnen ein Trainingsprogramm für Lazy Eyes zu entwickeln. Die Software ist schon recht weit.
Um sie zu nutzen braucht man ein VR Headset mit 4 Kameras.

Wir möchten ein ergonomisches, günstiges DIY-Kit für VR entwickeln, mit dem Menschen, die das grundlegende physische Problem gelöst haben (z. B. durch eine Brille), auch die Möglichkeit bekommen, ihr visuelles System durch Training neu zu starten.


Weitere Infos gibt es hier:
https://www.eyeskills.org​

Und hier ein Vortrag von Ben zum Thema auf dem 35C3:
https://media.ccc.de/v/35c3-9370-hacking_how_we_see

Die Fotos auf dieser Seite sind von Andi Weiland | HKW und be able